Furano

10.Mai              Tag:5

Heute war ein wirklich verrückter Tag. Früh am Morgen stand ich auf, um mit Sauri das Haus zu verlassen, und wir holten uns schnell etwas zum Frühstück. Dann ging es zur ersten U-Bahnstation. Mein Geheimnis, um in Japan klarzukommen, ist einfach nur, genau zu beobachten was die Einwohner genau machen, hinzu sind die meisten Schilder ohnehin auf Englisch, also kam ich schnell zurecht.

In der U-Bahn erlebte ich allerdings eine faszinierende Ordnung: Die Leute stellten sich ordentlich an, wo die Türen aufgehen würden. Ich tat mein Bestes, mich anzupassen, was mit zwei Gepäckstücken nicht einfach war. Das Erstaunlichste? In der U-Bahn herrschte absolute Stille, und alle blickten in eine Richtung. Als die Türen bei der nächsten Station aufgingen, drehte sich jeder wie auf ein geheimes Kommando um – es wirkte wie ein synchronisierter Schwarm. Ein bisschen unheimlich war das schon!

Am Sapporo-Bahnhof angekommen, war mein erster Gedanke: „Hier finde ich mich nie zurecht.“ Der Menschenstrom zog mich mit in ein Wirrwarr aus Stress und Hektik. Es dauerte eine Weile, aber schließlich fand ich den richtigen Eingang zur JR-Bahn. Leider hatte ich meine Sitzplatzreservierung vergessen, also wieder raus, Pass gezeigt, Reservierung geholt, und zurück. Es war ein regelrechtes Treppen-auf-und-ab-Spiel. Ich fragte einen Bahnmitarbeiter, ob ich richtig sei, und er schickte mich in die entgegengesetzte Richtung. Mit dem Schweiß auf der Stirn sprang ich gerade noch rechtzeitig in den Zug. Erschöpft und umgeben von Business-Männern überlebte ich die einstündige Fahrt.

 

Der nächste Zugwechsel war zum Glück entspannter, und ich fand mich in einem gemütlichen alten Zug nach Furano wieder – der Zug war fast leer. Endlich hatte ich die Chance, ein wenig zu entspannen, und als ich in Furano ankam, fühlte ich mich erleichtert. Mit meinem großen Rucksack begann ich den Fußmarsch zur Gastfamilie, nur um bald festzustellen, dass ich mich verlaufen hatte. Nach einer kurzen Pause fand ich den Weg dank der Hilfe einer freundlichen Frau, die mir zeigte, dass ich den Berg hinauf musste.

In strömendem Regen erreichte ich schließlich das kleine Haus, wo mich Yoko und ihr Mann herzlich empfingen. Das Zimmer war klein, aber gemütlich, und ich war begeistert, dass ich mein eigenes kleines Badezimmer hatte. Die Aussicht auf die schneebedeckten Berge war atemberaubend und bot den perfekten Ort, um an meinem Reisebericht zu schreiben.

Später am Abend gönnte ich mir noch etwas Süßes, bevor ich gegen 19:30 Uhr todmüde ins Bett fiel. Es war ein anstrengender, aber unvergesslicher Tag.


11.Mai           Tag:6

Der Schlaf war wirklich nötig, ich kann mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal so müde war. Gegen 7 Uhr wachte ich auf, machte mich fertig und ging hinunter, unsicher, ob es überhaupt Frühstück geben würde. Doch zu meiner Überraschung erwartete mich ein liebevoll gedeckter Tisch voller Köstlichkeiten. Yoko hatte alles vorbereitet: Joghurt mit Früchten, Tomaten-Mozzarella-Salat, frisches Brot, Käse, Wurst und sogar Milch aus der Region. Es war fast schon überwältigend, so ein reichhaltiges Frühstück zu bekommen.

Nach dem Essen ging die liebevolle Fürsorge direkt weiter. Yoko nahm sich zwei Stunden Zeit, um mir die Umgebung zu zeigen. Sie fuhr mich zu den berühmten Blumenfeldern, dem malerischen Blue Pond und kleinen Buddha-Statuen, die von Kirschblüten umgeben waren. Unterwegs begegneten wir sogar einem süßen Fuchs.

Der Blue Pond (Aoiike) in Hokkaido, Japan, ist bekannt für sein leuchtend blaues Wasser, das durch Aluminiumhydroxid entsteht. Der künstlich angelegte Teich entstand in den 1980er Jahren, um Überschwemmungen zu verhindern. Die abgestorbenen Bäume im Wasser verleihen dem Ort eine mystische Atmosphäre. Besonders im Frühling und Sommer erstrahlt der Teich in intensiven Farben und ist ein beliebtes Touristenziel.

Am Nachmittag verbrachte ich die Zeit damit, einige neue Zeitrafferaufnahmen zu machen und die Zugverbindungen für den nächsten Tag zu planen. Auch hier war Yoko eine große Hilfe und bot an, mich zum Bahnhof zu fahren.

Der Abend war ebenso schön. Yoko und ihre Tochter luden mich ein, mit ihnen zu Abend zu essen, und wir lachten viel gemeinsam. Später bot sie mir an, das Bad zu nutzen, das sie bereits auf 45 Grad beheizt hatte. Nach einem langen Tag war das heiße Bad bei den kalten Außentemperaturen wie Balsam für die Seele. Entspannt und zufrieden kroch ich ins Bett, schaute noch etwas Fernsehen und schlief schließlich tief und fest ein.