Kusatsu

15.Mai              Tag:10

Auf nach Kusatsu
Mit meinem schweren Rucksack auf den Schultern machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Eine Sache, die ich in Japan wirklich schätze, ist die Effizienz der Bahnsysteme: Man geht einfach zum Schalter, sagt, wohin man möchte, und erhält den kompletten Fahrplan sowie alle notwendigen Tickets inklusive Sitzplatzreservierung ausgedruckt. Der Mitarbeiter war so schnell, dass ich es gerade noch rechtzeitig in den Zug schaffte, der gerade eingefahren war. Die Zugfahrt verlief reibungslos.

In Kusatsu angekommen – und das schon um 12 Uhr – erfuhr ich, dass ich erst um 15 Uhr einchecken konnte. Kein Problem, dachte ich mir. So hatte ich Zeit, erst einmal anzukommen, etwas zu Mittag zu essen und die Umgebung zu erkunden. Ich nutzte die Gelegenheit, mir die berühmten heißen Quellen anzusehen.

Kusatsu, eine charmante Stadt in der Präfektur Gunma, ist bekannt für ihre natürlichen heißen Quellen, die zu den besten und ergiebigsten in ganz Japan zählen. Die Stadt liegt in einer malerischen Bergregion und zieht seit Jahrhunderten Besucher an, die ihre heilenden Gewässer genießen möchten.

Das Herz von Kusatsu ist der Yubatake, was übersetzt „Heißwasser-Feld“ bedeutet. Hier fließt das dampfende, schwefelhaltige Wasser über Holzkanäle, während die umliegende Luft vom typischen Geruch nach Schwefel erfüllt ist. Dieses Thermalwasser entspringt in vulkanischen Tiefen und ist bekannt für seine therapeutischen Eigenschaften, die zur Heilung von Hautproblemen und Muskelverspannungen beitragen sollen.

Besucher können in zahlreichen öffentlichen Badehäusern und traditionellen Onsen entspannen, die von diesem natürlichen Schatz gespeist werden. Besonders im Winter, wenn die Stadt in Schnee gehüllt ist, schaffen die heißen Quellen eine einzigartige, wohltuende Atmosphäre.

Kusatsu ist nicht nur ein Ort der Entspannung, sondern auch ein Stück authentisches Japan, wo Tradition, Natur und Wohlbefinden aufeinandertreffen.

Ein Eindruck blieb mir sofort im Gedächtnis: der Geruch. Es roch intensiv nach faulen Eiern, ein Zeichen des Schwefels im Wasser, das direkt aus den Tiefen eines Vulkans an die Oberfläche sprudelt.

Leider fing es bald an zu regnen, sodass ich an diesem Tag nicht allzu viel unternehmen konnte. Doch ich stellte mir bereits vor, wie dieser Ort wohl bei strahlendem Sonnenschein aussehen würde – sicherlich ein Anblick, der mich genauso beeindrucken würde wie der Duft der heißen Quellen.

 


16.Mai              Tag:11

Endlich hatte ich Glück mit dem Wetter, und die Sonne brach durch die Wolken. Nach einem schnellen Frühstück machte ich mich sofort auf den Weg und konnte nun die unglaublichen Farben der heißen Quellen in vollen Zügen genießen.

Am Tag zuvor war ich schon zum Kōsenji-Tempel gegangen, und die Aufnahmen waren schön, aber mit der Sonne strahlten sie jetzt noch viel mehr.

Der Kōsenji-Tempel thront über den berühmten Yubatake, dem Herzen von Kusatsu Onsen, und verbindet Spiritualität mit der einzigartigen Atmosphäre der heißen Quellen. Dieser buddhistische Tempel, bekannt als Schutzheiligtum der Quellen, bietet einen ruhigen Ort zum Innehalten und Nachdenken.

Besonders beeindruckend sind die Onsen Kannon Bodhisattva, die die Bedeutung der Thermalquellen symbolisiert, und die zahlreichen Jizō-Statuen, die Schutz für Reisende und Kinder bieten. Auf dem Gelände erinnert ein Denkmal an den berühmten Haiku-Dichter Issa Kobayashi, der Kusatsu in seinen Werken verewigte.

Ein Besuch des Kōsenji-Tempels offenbart nicht nur die kulturelle und religiöse Seite der Region, sondern bietet auch einen beeindruckenden Ausblick auf die Stadt und ihre legendären Quellen – ein Erlebnis, das Körper und Geist gleichermaßen inspiriert.

 

 

Ich schlenderte immer wieder um die Hauptquelle, machte zahlreiche Fotos und Zeitraffer. Doch irgendwann hatte ich alles von der Hauptquelle gesehen und fragte mich, was ich als Nächstes tun könnte. Also begann ich, kreuz und quer durch die kleinen Gassen zu laufen.

Langsam machte sich auch der Hunger bemerkbar, aber ich wollte nicht in den Hauptstraßen essen – dort war es einfach zu überfüllt mit Touristen. Da entdeckte ich einen kleinen Laden, in dem der Koch gerade begann, Soba-Nudeln zuzubereiten. Das hat mich so angesprochen, dass ich spontan hineinging. Was mich auch noch überzeugte, war, dass nur Einheimische dort ein- und ausgingen – keine westlichen Touristen. Ich wollte nicht in einer „Touristenfalle“ landen, sondern echte japanische Küche genießen. Und ich habe es keinen Moment bereut. Es war einfach köstlich: Soba-Suppe mit Pilzen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, dazu Fisch, Garnelen und Tintenfisch, alles paniert. Okay, es war fast schon zu viel, aber einfach unglaublich lecker!

 

Nach diesem Festmahl setzte ich meinen Weg fort und fand die nächste schöne Quelle. Ein atemberaubender Ort, an dem man auch seine Füße baden konnte. Und natürlich musste ich das ausprobieren. Doch das Wasser war wirklich kochend heiß – auf einem Schild stand, dass es zwischen 45 und 50 Grad hatte, mit einem Warnhinweis wegen Verbrühungsgefahr.

Nach meinem Fußbad machte ich wieder ein paar Zeitraffer und erkundete die Umgebung.  Es war einfach wunderschön und sehr beeindruckend. Ein Teil des Flusses hatte kaltes Wasser, während der andere Teil direkt aus der Erde kam und die heiße Quelle speiste – nebeneinander, ein echt schöner Anblick.

Zurück im Hotel, entspannte ich mich ein wenig und nutzte die Zeit, um meine Daten zu sichern und die Akkus aufzuladen.

Am Abend zog ich meinen traditionellen Yukata an, den mir das Hotel als Gast zur Verfügung gestellt hatte, und machte mich auf meinen nächtlichen Spaziergang. Ich gönnte mir noch ein letztes Fußbad, machte einige Aufnahmen von der abendlichen Stimmung und zog mich dann ins Hotel zurück, um mich auf die nächste Etappe meiner Reise vorzubereiten.